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"Sitt esu leev un doot et"

Nach über 30 Jahren ging im LVR-Freilichtmuseum Kommern eine Aera zu Ende. Landwirtschaftsmeister Gerd Linden verabschiedte sich am 31. Januar in seinen wohlverdienten Ruhestand.

Am 13. Januar feierte er seinen 63. Geburtstag und kurz danach noch mit vielen Kollegen die Enthüllung des neuen Straßenschildes am Marktplatz Rheinland: die Lindenallee. In einer kleinen Unterzeile wird hier auf Lindens langjährige Tätigkeit im Museum von 1985 bis 2018 verwiesen.

Am Anfang war der Borkenkäfer

Wie so oft im Leben hatte auch beim Zusammentreffen zwischen Gerd Linden und dem damals noch „Rheinischen Freilichtmuseum“ der Zufall seine Hände im Spiel. Schließlich ging es bei seinem ersten Besuch auf dem Kahlenbusch nicht um die Liebe zum Erhalt der bäuerlichen Kultur, sondern, Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war Linden nämlich noch bei der Stadt Mechernich angestellt, um die Bekämpfung der Borkenkäferplage, die auch den Bäumen im Museum zu schaffen machten. Quasi so „ganz nebenbei“ erfuhr beim Fallenstellen, dass hier ein neuer Landwirtschaftsmeister gesucht würde. Also kam er mit seinen Dienstherren überein, sein Tätigkeitsfeld auf den Kahlenbusch zu verlegen.

Zu Ochs und Esel

Bei Lindens Dienstantritt war der Tierbestand im Museum noch sehr überschaubar. Nur Kuh und Kalb, einen Esel und ein paar Schafe gab es damals. Auch Dank der Bemühungen und des Einsatzes des Landwirtschaftsmeisters kamen nach und nach Glan-Donnersberger Rinder, Edelziegen, Schafe, Hühner und Gänse und vor allem das Deutsche Weideschwein dazu, das seit Anfang der 90er Jahre in enger Zusammenarbeit mit Professor Vlado Dzapo von der Universität Gießen rückgezüchtet wurde. Nach Amtsantritt von Museumsdirektor Mangold wurde ab 2008 die Schweinezucht intensiviert. Heute werden die Weideschweine dank der starken Mitarbeit des Fördervereins als KommernSchweine auch vermarktet – ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des Freilichtmuseums!

„Sitt esu leev un doot et“

Im Laufe seiner 33 Jahre packte Linden stets kräftig mit an. Dieter Pesch, vormaliger Museumsdirektor – so wird überliefert -, bat manches Mal: „Sitt esu leev un doot et“ – dann setzte Linden es um: Ob es der größte Weihnachstbaum war oder gemeinsam mit Ochse „Max“ nach Berlin, die Werbetrommel für das Museum wurde gerührt. Auch auf dem Kinderfest im Kanzleramt - damals noch in Bonn -, waren Linden und Max, wo sie nicht nur die Kinder, sondern auch Kanzler Kohl nebst Gattin beeindruckten.

Aber am Schönsten …

„Schönes“, so erinnerte sich Linden „gab es natürlich jede Menge und immer wieder, aber am Schönsten waren doch immer die Kontakte zu den Besuchern.“ Und daran, dass Linden sich immer Zeit nahm, Fragen der Museumsbesucher zu beantworten: kompetent, freundlich und in seinem unverwechselbarebn Eifeler Dialekt.

Ein Meiler steht im Walde

Mit Eintritt in den Ruhestand wird sich Gerd Linden nicht nur von seiner Arbeit im Museum, sondern auch von vielen seiner Ehrenämter, in denen sich über viele Jahre engagierte, trennen. Nur die Köhlerei, die er im Museum erlernt hat, die wird er weiterbetreiben. Schließlich handelt es sich hierbei um eine der ältesten und nahezu ausgestorbenen Handwerkstechniken. Aufgrund ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung wurden das Köhlerhandwerk 2014 auch in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.

Ganz ohne geht es nicht

Sicher freut sich Gerd Linden, jetzt seine Zeit ganz nach eigenem Gusto verbringen zu können, aber so ganz ohne Arbeit und Beschäftigung will und wird er wohl nicht sein. Zum einen wird er sich weiterhin als Waldführer im Nationalpark und als Referent in Vogelsang betätigen. Und zu Hause warten schließlich auch seine fünf Esel auf ihn. Mit zwei seiner Stuten, so sein Plan, will er eine Kutschfahrt Richtung Schweiz und Frankreich unternehmen.

Dahin, wo die Wale springen

Und noch einen weiteren Herzenswunsch hegt er. Wenn denn seine Knie wieder mitspielen, dann will er eine Tour in den hohen Norden angehen, dahin wo die Wale springen. Und mit einem Hundeschlittengespann durch Alaska fahren.

Und wir?

Lieber Herr Linden,

wir werden Sie vermissen. Bleibt uns zum Schluss nur, uns für all‘ die schönen Momente, mit denen Sie nicht nur das Leben all der Tiere und Mitarbeiter im Museum, sondern auch uns, den Gästen, Freunden und Förderern des LVR-Freilichtmuseums in Kommern bereichert haben, zu danken und Ihnen alles Gute für die Zukunft zu wünschen.